Im zweiten Teil des Interviews gibt Sabine Kanzler-Magrit Hinweise, wie man sich am besten als Dozent bewirbt – und sie äußert sich zu der finanziell ziemlich prekären Lage vieler freiberuflicher Dozenten.

Manche Dozenten werden nach ihrer schriftlichen Bewerbung zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Wie kann man sich am besten auf ein derartiges Gespräch vorbereiten?

Man sollte sich als erstes klar machen, in welcher Art Gespräch man sich befindet: in einem Vorstellungsgespräch im Rahmen eines Angestelltenverhältnisses in einem Unternehmen oder um ein Gespräch, in dem es um eine freiberufliche Dozententätigkeit geht. Denn die Unterschiede sind fundamental.

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Ein Angestelltenverhältnis ist auf Dauer angelegt und ist im Rahmen des Arbeitsrechtes ein gesetzlich geregeltes und definiertes Vertragsverhältnis. Mit einem Vertragsabschluss begibt man sich als Arbeitnehmer in das System des Unternehmens hinein mit den dort gegebenen Strukturen und hierarchischen Weisungsverhältnissen.

Wenn ein freiberuflicher Dozent gesucht wird, dann geht es in aller Regel um eine Tätigkeit für einen begrenzten Zeitraum. Der Umfang der Tätigkeit ist auf den Bedarf hin ausgelegt und wenn dieser Bedarf gestillt ist, dann ist damit auch das Vertragsverhältnis beendet. Wie so ein Vertrag aussieht ist viel weniger geregelt als in einem Arbeitsverhältnis. Die Freiheit der vertraglichen Gestaltung für beide (!) Seiten ist groß und nur durch das BGB begrenzt. Es ergibt sich also durch so einen Vertrag keine Weisungsbefugnis des Auftraggebers bezüglich der konkreten Maßnahme. Was im Vertrag festgelegt ist, das gilt. Es stehen sich also zwei gleichberechtigte Partner gegenüber.

Der Dozent wird also als Problemlöser eingekauft. Es gibt normalerweise keine Einarbeitung durchs Unternehmen, die volle Erbringung der eingekauften Leistung wird ab der ersten Seminarstunde erwartet.

Es ist klar, dass sich damit so ein Gespräch von einem Vorstellungsgespräch elementar unterscheidet. Solche Gespräche sind eher Akquisitions- und Verkaufsgespräche.

Wenn einem das klar ist, dann ist schon viel gewonnen. Man bereitet sich also am besten in folgenden Bereichen vor:

  • Was biete ich an?
  • Welchen Nutzen bringt es für Sie, mich zu buchen?
  • Wer bin ich?

Und man liest sich ins Thema „Verkaufsgespräche erfolgreich führen“ ein. Das hier umfassend darzustellen, würde den Rahmen sprengen!

Die Beschäftigungsverhältnisse in der Bildungsbranche sind nicht ganz einfach: Es gibt kaum noch feste Stellen und ein Dozent muss sich kontinuierlich darum kümmern, dass er genügend Aufträge einwirbt. Wie geht man am besten mit den Unsicherheiten und Unwägbarkeiten um, die ein Job als freiberuflicher Dozent einfach mit sich bringt?

Das ist wirklich ein Problem! Denn ganz oft ist ja Weiterbildung das, woran als allererstes gespart wird in Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten.

Als Anbieter kann man im Grunde nur darauf achten, sich nicht von einem einzigen Kunden allzu sehr abhängig zu machen. Natürlich ist es angenehm, durch einen Stammkunden ausgelastet zu sein. Wenn der aber wegbricht, dann steht man vor dem Nichts und muss aus dieser Situation heraus Kundenbeziehungen neu aufbauen. In wirtschaftlichen Krisenzeiten ist das schwierig bis unmöglich, denn man ist ja nicht der einzige Dozent, der nicht mehr weiter beschäftigt wird.

In guten Zeiten kann man also nur empfehlen, sich immer parallel zu den laufenden Aufträgen um neue Kunden zu bemühen (also kontinuierlich zu akquirieren), räumlich flexibel zu sein und auch ggf. weite Weg und Auswärtsübernachtungen zu akzeptieren, seine Preise angemessen zu kalkulieren und Rücklagen zu bilden.

Es hilft ebenfalls, ein breites Spektrum an „Produkten“ (Seminare zu unterschiedlichen Themen, die allerdings sich ergänzen sollten! „Tarotkarten zeigen dir den Weg in ein erfülltes Leben“ und „Kostenrechnung für Fortgeschrittene“ passen nicht so gut zusammen und sowohl die eine wie auch die andere Zielgruppe dürfte irritiert sein durch so ein Angebot!)

Am besten ist es natürlich, man spielt Lotto und gewinnt einen ordentlichen Betrag, der den Rest des Lebens eine Grundsicherung darstellt. Dann kann man ganz entspannt die eigene Tätigkeit als freiberuflicher Dozent planen!

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Im ersten Teil des Interviews beschäftigt sich Sabine Kanzler-Magrit mit der Frage, ob der Dozentenjob ein echter „Traumjob“ ist und wie man „gestrickt“ sein muss, um als Dozent Erfolg zu haben. Hier finden Sie außerdem eine Checkliste zum Thema Vorbereitung einer Bewerbung als Dozent.

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Sabine Kanzler-Magrit

Sabine Kanzler-Magrit ist erreichbar unter folgender Internetadresse:

www.kanzler-coaching.de

info@kanzler-coaching.de

Dieses Interview ist Teil des Ratgeberbuchs „Dozent werden“, das im FELDHAUS-Verlag erschienen ist.

 

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