Im ersten Teil dieses Interviews beleuchtet die Beraterin Sabine Kanzler-Magrit die professionellen Aspekte der Dozententätigkeit.

Sabine, kannst Du Dich zunächst einmal kurz vorstellen?

Gerne!

sabine-kanzler-magrit-foto.1024x1024

Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren als Coach für berufsbezogene Fragestellungen. Mein Coaching unterstützt bei allen Themen rund um die berufliche Entwicklung, bei denen Menschen eine kompetente Begleitung suchen. Das sind beruflichen Veränderungen aller Art, Bewerbungsverfahren, die Vorbereitung auf neue Aufgaben oder auch Veränderungen des beruflichen Umfeldes, auf die sich jemand vorbereitend einstellen will.

Wichtig ist es mir dabei, Lösungsansätze zu erarbeiten, die im beruflichen Alltag Bestand haben und die der Kunde ganz konkret umsetzen kann.

Für viele Menschen ist der Job des Dozenten (wenn auch meist nur nebenberuflich) ein echter Traumjob. Wie kommt es Deiner Meinung nach zu dieser Einschätzung?

Das ist wirklich eine interessante Fragestellung – und sie ist nicht einfach zu beantworten. Denn Themen, zu denen Menschen als Dozent tätig sein wollen, gibt es wie Sand am Meer und nicht viel anders sieht es mit dem Umfeld aus, in dem man als Dozent tätig sein möchte.

Ich glaube, allen gemeinsam ist die Überzeugung, etwas besser zu können, besser zu wissen als viele andere. Damit verbunden ist dann so etwas wie ein „Sendungsbewusstsein“, dieses Wissen weiter zu geben.

Natürlich ist der Mensch nicht so altruistisch und gibt sein Wissen nur deshalb weiter, um etwas Gutes für die Menschen zu tun. Dann kommt die Idee ins Spiel – gepusht durch Berichte über Honorare von Startrainern oder den Blick auf die Teilnehmerpreise von Weiterbildungsveranstaltern –, dass man mit dieser Lehrtätigkeit gutes Geld verdienen kann. Bei Beiträgen von 300, 400 oder noch mehr Euro pro Teilnehmer rechnet man sich bei nur 10 Teilnehmern und einer Seminardauer von ein oder zwei Tagen ein stolzes Einkommen aus. Wo verdient man schon mit vier Tagen Arbeit pro Monat 6000 Euro? Bevor jetzt einer der Leser blanke Augen bekommt – die Rechnung stimmt natürlich so nicht!

Unabhängig davon stellt man sich oft auch die Tätigkeit selbst als angenehm vor: man habe große Freiheit, was die Inhalte angeht (stimmt bedingt), Erwachsene seien grundsätzlich motiviert, wenn sie sie sich für eine Weiterbildung entscheiden (stimmt mit Sicherheit so nicht) und seien daher eher leicht zu unterrichten (stimmt gar nicht) und die Arbeit sei grundsätzlich persönlich sehr befriedigend (stimmt, auch wenn man manchmal ein dickes Fell dafür braucht). Letztendlich ist es eine Tätigkeit wie viele andere auch. Wenn sie einem liegt, wenn man Biss hat und ein gutes Standing, nicht zu vergessen eine gehörige Portion Humor, mit der man auch Situationen bewältigen kann, wenn etwas völlig aus dem Ruder läuft und im Chaos zu enden droht, dann ist es vielleicht ein Traumjob, bestimmt aber eine schöne Aufgabe.

 

Dozenten bewerben sich im Normalfall nicht auf feste Stellen, sondern für eine freiberufliche Honorartätigkeit. Was sind die wichtigsten Unterschiede bei diesen beiden Bewerbungsformen? Worauf muss man achten?

Manchmal gibt es Stellenausschreibungen, da gehört es zu den Inhalten der Tätigkeit, Schulungen und Seminare durchzuführen. Dafür bewirbt man sich ganz normal – mit einem Anschreiben, einem Lebenslauf, Arbeits- und Ausbildungszeugnissen. Das Ziel ist ein fester Arbeitsvertrag mit monatlich fixem Einkommen, Sozialversicherung und der Einordnung in die im Unternehmen herrschenden betrieblichen Abläufe und Hierarchien.

Freiberufliche Honorartätigkeit dagegen ist Tätigkeit, die immer nur auf Zeit angelegt ist. Der Dozent schließt mit dem Unternehmen einen Vertrag, der die Erbringung einer definierten Leistung beinhaltet. Der Bedarf an den Kompetenzen und Kenntnissen des jeweiligen Dozenten ist in der Regel eher punktuell und zeitlich begrenzt. Diesen Bedarf zu definieren und die eigene Bewerbung daraufhin auszurichten ist also die Aufgabe.

Es ist also verstärkt notwendig, erst einmal genau zu definieren, welche Form relevant ist, wo und unter welchen Bedingungen mal seine Tätigkeit durchführt, für welche Art von Dozententätigkeit man sich „bewirbt“.

Möchte man bei einer VHS, bei einer Familienbildungsstätte, einem Träger einer sozialen Einrichtung ein Angebot machen?

Tritt man an Unternehmen heran (beispielsweise Fitnesscenter. Bildungsanbieter im IT-Bereich, IHK etc.), in deren Umfeld man ein Angebot platzieren möchte, das gut zum Kerngeschäft des Unternehmens passt?

Oder möchte man ein Angebot direkt an ein Unternehmen machen, das für seine Mitarbeiter bestimmte Themen im Rahmen der internen Weiterbildung anbieten will?

Die letzte Möglichkeit: Man vermeidet alle Zwischenstationen und bietet seine Seminare direkt an.

All das muss klar sein, bevor man sich „zu Markte trägt“. Denn das Vorgehen und die rechtlichen Rahmenbedingungen unterscheiden sich gewaltig.

An diesen genannten Beispielen wird deutlich, dass es nicht nur um die Beschreibung der eigenen Kompetenzen als Dozent geht, sondern dass die Zielgruppe, mit der man arbeiten will, eine wichtige Rolle spielt. Diese Zielgruppe muss einen nämlich akzeptieren und für kompetent halten. Und derjenige, der den Dozenten bucht, muss überzeugt werden, die richtige Person, das richtige Angebot eingekauft zu haben.

Die Schwierigkeit dabei ist, dass man als Dozent nicht mit dem eigentlichen Konsumenten der eigenen Leistung in Kontakt tritt. Den kann man also erst von sich überzeugen, wenn man schon gebucht ist und im Seminar steht.

In jedem Bewerbungsverfahren ist man gut beraten, die eigene Leistung durch die Brille des Abnehmers, des einstellenden Unternehmen zu betrachten und zu beurteilen. Bei einem Angebot, das man für eine freiberufliche Dozententätigkeit abgibt, ist das doppelt wichtig.

Das Ganze hat viel mit Akquisition und Werbung zu tun, denn solche Tätigkeiten sind ja ganz oft nicht in irgendwelchen Anzeigen wie Jobs öffentlich ausgeschrieben.

Es laufen also mehrere Prozesse parallel ab, wenn man sich um eine Möglichkeit bemüht, als Dozent tätig zu sein. Für die Vorbereitung von Gesprächen ist es wichtig sich deutlich zu machen, an welcher Stelle der Verhandlungen man sich aktuell befindet und was gerade in dieser aktuellen Phase wichtig ist.

pexels-photo-70292-large Bewerbungsgespräch

Man stellt fest, ob grundsätzlich Interesse an der eigenen Dienstleistung besteht – telefonisch durch einen Akquisitionsanruf, bei einem persönlichen Treffen, das man für einen „Elevator pitch“ nutzt … Wenn dieses Interesse vorhanden ist, dann gibt es entweder ein oder mehrere Gespräche oder in einem ersten Schritt werden schriftliche Unterlagen angefordert.

Man schreibt nicht unbedingt eine Bewerbung, man erstellt eher ein Angebot. Das umfasst eine Leistungsbeschreibung und auch ein Preisangebot. Und machen wir uns nichts vor: Einkauf – auch der von Dienstleistungen – wird ganz, ganz oft über den Preis entschieden, vor allem dann, wenn man Anfänger ist und sich erst noch einen Namen machen muss.

Diese Leistungsbeschreibung ist nicht zwingend ein klassischer Lebenslauf. Natürlich ist es sinnvoll, die wesentlichen Stationen der eigenen Entwicklung kurz zu beschreiben. Zielführender aber ist es, ein Kompetenzprofil zu entwickeln, aus dem hervorgeht, warum man in den Lage ist, den anstehenden Auftrag gut zu erfüllen. Dazu gehört es dann auch, relevante Referenzen zu benennen.

Viele Bildungsanbieter offerieren Dozenten, die auf der Suche nach Jobs sind, auf ihrer Webseite die Möglichkeit, sich in Form eines Fragebogens direkt online zu bewerben. Wie geht man bei einer solchen Bewerbung am besten vor?

Wenn ein Anbieter so einen Fragebogen, eine Eingabemaske zur Verfügung stellt, dann füllt man die aus. Es spielt dabei keine große Rolle, ob man selbst eine andere Art der Darstellung bevorzugen würde. Was der Kunde will, das wird erst mal geliefert – wenn auch manchmal zähneknirschend. Mit etwas Glück kann man ja die eigenen erstellten Dokumente noch beifügen.

Sabine Kanzler-Magrit ist erreichbar unter folgender Internetadresse:

www.kanzler-coaching.de

info@kanzler-coaching.de

 

Im zweiten Teil dieses Interviews gibt Sabine Kanzler-Magrit Hinweise, wie man sich am besten als Dozent bewirbt – und sie äußert sich zu der finanziell ziemlich prekären Lage vieler freiberuflicher Dozenten. Außerdem gibt es eine Checkliste zum Thema Vorbereitung einer Bewerbung als Dozent.

Dieses Interview ist Teil des Ratgeberbuchs „Dozent werden“, das im FELDHAUS-Verlag erschienen ist.

Sie wollen Dozent werden? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und bestellen Sie kostenlos die Infounterlagen und das erste Lehrheft unseres staatlich anerkannten Fernkurses „Dozent/in in der Erwachsenenbildung“.